Aufgrund der Sprachbarriere und der überfüllten Schulen entscheiden sich die meisten ausländischen Eltern in der Türkei dazu, ihre Kinder auf eine internationale Schule zu schicken. Gleichzeitig steigt auch das Interesse der türkischen Familien an den Privatschulen, was oft auch bedingt ist durch das sinkende Vertrauen in das öffentliche Schulwesen.
Mit dem Anstieg des durchschnittlichen Familieneinkommens in der Türkei stieg auch das Bewusstsein für die Schwächen der öffentlichen Schulen. Viele Eltern entscheiden sich daher, ihr Kind an einer privaten Schule einzuschreiben (kolej/özel lise), denn hier werden den Schülern kleine Klassen, hoch qualifizierte Lehrkräfte und sogar außerschulische und sportliche Aktivitäten geboten.
Es ist jedoch wenig verwunderlich, dass diese Schulen durchaus teuer sein können. Neben den jährlichen Schulgebühren müssen sich die Schüler meist sehr teuere Bücher anschaffen. Hinzu kommen die Kosten für Schuluniform und Verpflegung sowie den Bustransport, der die Schüler an die oft relativ weit entfernten Schulen befördert.
Die Vorzüge einer privaten Schulbildung sind dafür aber zahlreich. Die Schüler erhalten Zugang zu standardisierten Prüfungsunterlagen, wie z.B. den Cambridge University English-Language Exams, dem Scholastic Aptitude Test (SAT) und dem Test of English as a Foreign Language (TOEFL). Diese erleichtern den türkischen Schülern die mögliche spätere Einschreibung an einer ausländischen Universität.
Bevor Sie ihr Kind an einer Privatschule einschreiben, überprüfen Sie vorher unbedingt, ob diese auch international anerkannt ist. Ansonsten kann es vorkommen, dass ihr Kind später nicht an einer ausländischen Universität studieren darf. Behalten Sie bei der Suche einer Privatschule daher immer im Auge, wo ihr Kind später möglicherweise studieren könnte und entscheiden Sie sich dann für eine passende Privatschule.
Internationale Schulen sind bei Weitem die beliebteste Wahl der ausländischen Familien. Dies ist zum Teil bedingt durch die mangelnde Qualität der türkischen öffentlichen Schulen, aber auch durch die Sprachbarriere.
Die meisten privaten Schulen unterrichten in Anlehnung an das International Baccalaureate Curriculum (IB), das von ausländischen Universitäten anerkannt wird.
Wenn Sie bei einem größeren Unternehmen oder einer ausländischen Regierung beschäftigt sind, haben Sie möglicherweise Anspruch auf eine Übernahme der Schulgebühren Ihres Kindes. Ansonsten werden Sie vermutlich selbst für die Finanzierung der Ausbildung aufkommen müssen. Die Kosten einer internationalen Schule sind abhängig von der jeweiligen Studentenschaft und der jeweiligen Reputation der Schule. Hoch angesehene Schulen sind zwangsläufig kostspieliger – die Jahresgebühren einer europäischen Schule können schon mal €15.000 betragen.
Bedenken Sie, dass internationale Schulen meist eine Bewerbung verlangen. Informieren Sie sich daher rechtzeitig über die Aufnahmebedingungen der einzelnen Schulen und leiten Sie die wichtigsten Schritte bereits einige Zeit vor Ihrer Ankunft in der Türkei ein.
Wenn Sie einen strenggläubigen moslemischen Hintergrund aufweisen, werden Sie gegebenenfalls in Erwägung ziehen ihr Kind an einer imam hatip Schule einzuschreiben. Ursprünglich zur Ausbildung von Religionsführern gegründet, bieten diese Schulen nun eine etwas gesellschaftsfähigere Ausbildung, jedoch immer noch mit einem ausgeprägten islamischen Einfluss. Der Abschluss einer solchen Schule befähigt den Schüler, genauso wie jede andere lise, zu einer universitären Ausbildung.
Wenn Sie kein Moslem sind, wird ihr Kind eine solche Schule nicht besuchen dürfen. Doch auch mit moslemischem Glauben sollten Sie die Entscheidung für eine imam hatip Schule genau überdenken, denn Ihr Kind wird dort ein vollkommen anderes Umfeld vorfinden als an jeder anderen türkischen Schule.