Durch eine Bildungsreform 2005 ist das türkische Bildungssystem recht ausfühlich. Es bestehen 12 Jahre Schulpflicht, nach denen Schüler die Universität besuchen können.
Das türkische Bildungssystem setzt sich wie folgt zusammen:
Der Kindergarten ist nicht Teil der Schulpflicht sondern optional. Kindergärten sind meist billig und von guter Qualität. Dank einer Reform im Jahr 2005 sind alle drei Stufen der Schulbildung jetzt auch Pflicht. Die Schulen werden vom Staat bezahl, alternativ könne Schüler Privatschule besuchen.
Um eine Universität besuchen zu können, müssen türkische Studenten eine Zulassungsprüfung absolvieren. Das Ergebnis dieser Prüfung bestimmt über die Aufnahme an der jeweiligen Universität und manchmal auch über den Studiengang. Manchmal entscheiden 2-3 Punkte in der Zulassungsprüfung zwischen einem vollen, vierjährigen Studienprogramm oder einem begrenzten, zweijährigen Ausbildungsprogramm.
Der Schultag in der Türkei beginnt üblicherweise gegen 8.15 und endet um 15 Uhr. Dazwischen haben die Schüler eine einstündige Mittagspause. Da die meisten Schulen keine Kantine haben, gehen die Schüler zum Mittagessen nach Hause, oder bringen ihr Essen mit in die Schule.
Aufgrund von hohen Schülerzahlen teilen manche Schulen ihre Schülerschaft in zwei Gruppen auf, die dann jeweils halbtags die Schule besuchen. Das geschieht vor allem in groβen Städten wie Istanbul und Ankara.
Bis zur 6. Klasse haben die türkischen Schüler nur einen Lehrer, danach bekommen sie für die jeweiligen Fächer unterschiedliche Lehrkräfte.
Trotz der überwiegend muslimischen Bevölkerung ist das tägliche Beten in den Schulen nicht gestattet. Das Tragen von Kopftüchern (hijab) ist ebenfalls verboten. Anstatt des morgendlichen Gebets tragen die Schüler die Nationalhymne vor (İstiklal Marşi).
Der Religionsunterricht ist jedoch, entgegen diesen Vorschriften, fester Bestandteil des Lehrplans ab dem 4. Schuljahr. Ausländische Schüler sind nicht zur Teilnahme am Religionsunterricht verpflichtet, sie sind jedoch herzlich willkommen.
Schauen Sie sich am besten den Lehrplan der jeweiligen Schule an und entscheiden Sie dann ob Sie ihr Kind am Religionsunterricht teilnehmen lassen. Möglicherweise entspricht dieser nicht ihren eigenen religiösen Vorstellungen. Vielleicht sind Sie aber auch der Meinung, er könne zur kulturellen Bereicherung Ihres Kindes beitragen, selbst wenn sie nicht islamischen Glaubens sind. Entscheiden Sie sich einfach für die Option, mit der sich Ihr Kind am wohlsten fühlt.
Was den Wohlfühlfaktor ihres Kindes betrifft, sollten Sie bedenken, dass körperliche Bestrafung in türkischen Schulen durchaus praktiziert wird. Dies ist besonders gewöhnungsbedürftig wenn Sie aus einem westlichen Land kommen, in dem solche Maβnahmen zur Entlassung des Lehrers führen können. Ihr Kind wird zwar nicht geprügelt, ein leichter Nackenschlag oder ein Kniff in die Ohren ist aber durchaus erlaubt.
Für westliche Mädchen kommt möglicherweise erschwerend hinzu, dass aufmüpfiges und rebellisches Verhalten oftmals härter bestraft wird als bei Jungen. Solche Maβnahmen sind vielleicht noch auf Zeiten zurückzuführen, in denen Mädchen, die ein besonders starkes Interesse an Jungen aufwiesen, “Jungfräulichkeitstests” unterzogen wurden.
An privaten und internationalen Schulen, die meist eine höhere Anzahl ausländischer Schüler aufweisen, sind solche Disziplinarmaβnahmen nicht verbreitet.